Warum reagiert mein Hund nicht mehr auf mich wenn ich gestresst bin?

Jeder, der sein Leben mit einem Hund teilt, erkennt nach kurzer Zeit, dass dieser auf die eigene Stimmung reagiert. Kommt man nach Hause und fühlt sich elend, reagiert der Hund ganz anders als sonst. Ist man zu spät dran und wird hektisch, steckt man seinen Vierbeiner mit seiner Unruhe an. Menschen haben nur 5Mio Riechzellen und sind gegen den Hund im Deuten von Körpersprache sehr untalentiert. Doch was bedeuten diese feinen Antennen für das Zusammenleben mit unseren Vierbeinern? Fängt man an, in sich rein zu hören wenn der eigene Hund „Probleme“ macht, erkennt man vielleicht, dass unser Freund gerade die Not sieht die Führung übernehmen zu müssen.
Wir können uns das so vorstellen: Wir fahren auf der Autobahn mit jemandem auf dem Beifahrersitz, putzen uns die Nase und nehmen die Hände vom Lenkrad. Wenn nun also das Auto Richtung Leitplanke driftet, greift der Beifahrer vermutlich ins Lenkrad und bringt das Auto wieder in die Spur. Hoffentlich.

Genauso machen das Hunde mit uns und unserem Lebensauto. Sind wir wieder in der Spur, können sie sich zurücklehnen, das Steuer loslassen und einfach nur Hund sein. Aber in den Momenten, in denen wir unsicher, aufgeregt oder ängstlich sind, löst unser Freund Probleme für uns. Er tut das, denn in einem Rudel hält man zusammen und hilft wenn der andere Hilfe braucht. Ohne ein Danke zu erwarten und ohne ein Bitte zu benötigen, tun sie es einfach nur, um den Fortbestand des Rudels zu sichern.

Zwei Beispiele aus unserer Schule:

Ein „Problemhund“ spielte Doktor und bellte immer ganz aufgeregt wenn sein Herrchen sich über ein gewisses Maß aufregte.

Es stellte sich raus, dass dieser an Bluthochdruck litt. Überschritt seine Aufregung das gesunde Maß, machte sein EKG auf 4 Pfoten quasi ein Warngeräusch.

Ein anderer verstand sich als Türsteher uns biss den Sohn seiner Halterin. Dieser war nach dem Tod ihres Mannes einfach, immer wieder ohne zu klingeln, in das Haus seiner Mutter eingedrungen. Diese äußerte nicht ihr Unbehagen aufgrund dieser Grenzüberschreitung- also machte es der Hund irgendwann für sie.

Hunde scheinen das so zu sehen:

„Du bist schwach? Ok, ich mach!“

Diese Denkweise könnte die eine oder andere Abneigung des Hundes gegen Nachbarn oder Schwiegermütter erklären.

Somit kann Arbeit mit dem Hund oft Arbeit an sich selbst bedeuten.