Ich werfe meinem Hund eine Stunde den Ball und trotzdem bekomme ich ihn nicht müde.
Das Hetzen nach einem Ball macht nur kurzfristig körperlich müde. Wie bei einem Hochleistungssportler hat auch beim Hund das ausgeschüttete Adrenalin eine berauschende Wirkung. Jeder, der bereits einmal Achterbahn gefahren oder Bungee- Jumping betrieben hat, weiß, wie beflügelt man sich danach fühlt.
Drogen wirken nur wie sie es tun, da sie in ihrer chemischen Zusammensetzung unseren Hormonen ähneln. Achten Sie mal genau auf die Pupillen Ihres Hundes, wenn er den Ball zu sehen bekommt. Werden Sie groß? Dies ist eine Reaktion auf die körpereigene Droge. Mit der „Dauerbespaßung“ mit Ball und Co. produzieren wir uns unseren eigenen Junkie auf vier Pfoten. Leider hat diese Behandlung nichts mit der Natur unseres Wolfsartigen zu tun.
Gehen wir einmal zurück zum Wolf: In welchen Momenten ist es für den Wolf existenziell wichtig hellwach zu sein? Bei der Jagd! Diese Wachheit wird rein körperlich erreicht, in dem der Organismus mit der Ausschüttung von Stresshormonen höchste Alarmbereitschaft erreicht.
Die Jagd, bzw. ihr hormoneller Zustand, wird durch verschiedene Schlüsselreize bewirkt. Einer dieser Auslöser ist ein schnell bewegtes Objekt, das sich vom Hund weg bewegt. Dieses Objekt wird gehetzt, gepackt und vielleicht auch zu Tode geschüttelt. Und was passiert im Körper des Hundes, wenn er einen Ball jagt? Der Körper ist in Alarmbereitschaft, was das Gegenteil von der gewünschten Ruhe darstellt. In der Natur ist der Wolf bei der Jagd hauptsächlich mit dem Aufspüren der Beute beschäftigt. Nur aus einer Erfolg versprechenden Position heraus wird das potentielle Abendessen gehetzt. Würde der Wolf so viel hin und her rennen, wie es unsere Hunde für uns tun, wäre dies eine riesige Energieverschwendung. Es wäre für ihn fast unmöglich genügend Nahrung zu jagen, um seinen Stoffwechsel am Laufen zu halten. Sie wollen Ihrem Hund etwas Gutes tun? Lassen Sie doch einmal eine Woche den Ball weg! Setzen Sie ihn auf Entzug! Sie werden sich wundern!
Sie wollen nicht, dass Ihr Hund Hasen jagt, trimmen ihn aber auf Balljagd?
Sie wollen keinen aggressiven Hund, aber setzen ihn andauern unter Stresshormone, die aggressives Verhalten begünstigen? Es gib einen Ausweg! Statt zu hetzen, ermöglichen wir ihm lieber etwas mit der Nase zu suchen. Verstecken wir beispielsweise sein Futter im ganzen Garten, ist dies schon ein Anfang ihn geistig auszulasten. Dann klappt´s auch mit der Ruhe. Natürlich können wir dem Hund noch den Ball werfen – aber lieber ab und zu als Belohnung.