Ist mein Hund ein Schaf im Wolfspelz?

Genetisch gesehen entspricht unser Hund zu 99,1% einem Wolf. Unser Sofawolf konnte sich physiologisch noch nicht weit von seinem Vorfahren entfernen, denn

10 000 Jahre bedeuten für die Evolution nur einen Wimpernschlag. Doch dies bringt für ihn einige Probleme mit sich.

Stress durch Konflikte

Stress entsteht wenn es wichtig ist, schnell und motiviert zu handeln. Muss der Wolf hellwach sein, setzt sein Körper Energie frei, in dem er binnen Sekunden Unmengen an Stresshormonen ausschüttet. Diese versetzen den Körper in Alarmbereitschaft. Im Straßenverkehr rettet uns Menschen dieses Frühwarnsystem das Leben, indem wir hoch motiviert die Bremse treten, wenn ein anderes Auto gefährlich nahe kommt

Doch im Leben eines Wolfes passiert ganz selten etwas Aufregendes. Von den 24 Stunden eines Tages, liegt er oft 20 Stunden nur rum. Wenn er sich bewegt, dann nur weil sein Verhalten einen Zweck erfüllt und nicht weil es Spaß macht.

Und was ist mit unserem Sofawolf? Das Leben eines Haushundes ist alles andere als langweilig und reiz arm. Unser Hund reagiert, seinem Wolfserbe entsprechend, mit einer hohen Hormonausschüttung, denn er sichert dem Wolf in ihm das Überleben. Dass er das nicht muss, weiß er nicht und er kann nicht anders als seiner Natur entsprechend zu handeln.

Ein Hund erlebt an einem Tag so viele Konflikte, wie ein Wolf über ein ganzes Jahr verteilt. Leider reagiert sein Körper jedes Mal mit derselben Hormonausschüttung, wie der des Raubtieres. Unser bester Freund steht deshalb ständig unter Hochspannung, ohne jemals lange genug in eine Entspannung zu kommen um seine Stresshormone vollständig abzubauen. Denn jedes Säugetier braucht nach einer einzigen Stresssituation zwei bis sechs Tage bis der ganze Hormoncocktail wieder abgebaut ist. Für ein Leben in der Wildnis bedeutet dieses Hormonsystem viele Vorteile, aber leider nicht im Reihenhaus. Ein Wolf baut nachts und sogar tagsüber Stresshormone ab, da er ein sehr ruhiges Leben genießt. Sein Körper erlebt Aufregung und Stress nur als akute Reaktion und nicht als chronische Dauerbelastung.